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Seminar- und Studienphase – Zweite Phase der Priesterausbildung

Man sieht Bischof Stephan Ackermann im Talar im Dom Kreuzgang. Er lächelt in die Kamera Man sieht Bischof Stephan Ackermann im Talar im Dom Kreuzgang. Er lächelt in die Kamera
Priester sein heißt im Dienst der Kirche verkündigend, sakramental und synodal zu handeln, in ihr und über sie hinaus. 

Bischof Dr. Stephan Ackermann

Dreh- und Angelpunkt der Priesterausbildung ist Jesus Christus und seine Einladung zur Jüngerschaft. Aus der Freundschaft mit ihm zu leben und sich immer mehr mit seiner Botschaft vertraut zu machen, wird in der Priesterausbildung eingeübt. Das geschieht nicht alleine, sondern in Gemeinschaft. Die Seminar- und Studienphase ist der Rahmen, in dem dieser Reifungs- und Aneignungsprozess stattfindet.

Ziel dieser Ausbildungsphase ist die menschliche, geistliche und intellektuelle Reifung, sowie die Entwicklung einer pastoral-missionarischen Haltung. Dabei wird die gesamte Ausbildung durch ein pastoralpsychologisches Curriculum begleitet.

Dimensionen der Ausbildung

Menschliche Reife

Symbolbild Felixianum

Zentral für die Ausbildung der Priesterkandidaten ist die Begleitung auf dem Weg zu einer menschlichen Reife. Sie manifestiert sich 

  • an der Fähigkeit zu dauerhaften Beziehungen,
  • an der Fähigkeit zu Hingabe und Werten, die der Nachfolge Jesu entsprechen,
  • an der Liebe zur Wahrhaftigkeit und Wahrheit,
  • dem Sinn für Gerechtigkeit,
  • an der Klugheit und am Weitblick bei Entscheidungen,
  • am mutigen Standpunkt, unabhängig vom Mainstream,
  • an der Gastfreundschaft, Großzügigkeit und der Hilfsbereitschaft
  • und an der Empathie gegenüber den Bedürfnissen und dem Leid anderer Menschen.

Geistliches Leben

Zwei Hände halten die Hostie in die Höhe.

Die persönliche Christusbeziehung ist und bleibt der lebendige Nerv und das brennende Feuer einer jeden Berufung zum Priester. Grundlage ist das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe die im Hören wurzelt. Es geht um die Ausrichtung des Herzens, eine vertrauensvolle Hingabe, die erst im Gehen des Weges und nicht ohne Höhen und Tiefen wächst.

Der Priesterkandidat soll zur täglichen Mitfeier der Eucharistie hingeführt werden. Die eucharistische Anbetung, die Betrachtung der Heiligen Schrift und das Stundengebet werden eingeübt und gepflegt. Neben dem Spiritual, der die geistliche Bildung verantwortet, wählen sich die Seminaristen eine erfahrene geistliche Begleitung, die sie auf ihrem Glaubensweg begleitet (Forum Internum).

Intellektuelle Bildung

Intellektuelle Bildung

Christlicher Glaube verschließt sich nicht vor der Welt, sondern öffnet sich für sie. Das philosophisch-theologische Studium übt diese Haltung ein. Die Weite der theologischen Disziplinen und wissenschaftlichen Zugangsweisen sollen eine Offenheit auf das „je größere“ der sowohl geschaffenen Wirklichkeit, als auch des bleibenden Mysteriums Gottes widerspiegeln. Die intellektuelle Bildung korrespondiert mit

  • einem Interesse am Zeitgeschehen,
  • einer selbstkritischen Reflexion der eigenen Informationsquellen,
  • dem Besuch von kulturellen Veranstaltungen,
  • der Auseinandersetzung mit der eigenen Tradition,
  • dem Mut, den eigenen Standpunkt einzubringen und der Fähigkeit ihn zu begründen.

Missionarische Diakonie

Eine Gruppe von fünf Menschen läuft in den Sonnenuntergang

„Gott bleibt rätselhaft, wenn er nicht im Antlitz Christi erkannt wird“ (vgl. Joseph Ratzinger). Erkannt wird er in den Armen und durch Zeuginnen und Zeugen.

Christ sein bedeutet sein Leben aus dem Geist des Evangeliums zu leben, d. h. Christus ähnlicher zu werden. Er begegnet Menschen immer persönlich. Er wendet sich Menschen zu, hört sie an und ist mit ihnen im Kontakt. Seine Jünger nimmt er mit in diese Lebensschule. Auch sie sollen den Menschen begegnen, wie er ihnen begegnet: zugewandt, emphatisch, respektvoll und aufmerksam.

In diese Lebenshaltung üben sich die Priesterkandidaten durch missionarische und diakonische Praktika ein. In jedem Semester wird ein solches Projekt individuell vereinbart.

Ausbildungsabschnitte

Erster Seminar- und Studienabschnitt (1. bis 4. Semester)

Man sieht das Clementinum, das Hauptgebäude des Priesterseminars, bedeckt von Schnee. Im Vordergrund sind einige Bäume ohne Laub. Im Hintergrund ein leicht bewölkter blauer Himmel. Man sieht das Clementinum, das Hauptgebäude des Priesterseminars, bedeckt von Schnee. Im Vordergrund sind einige Bäume ohne Laub. Im Hintergrund ein leicht bewölkter blauer Himmel.

Ausbildungsstandort ist für den ersten Seminar- und Studienabschnitt in der Regel das Trierer Priesterseminar. In diesem Abschnitt sind unterschiedliche Wohnformen möglich. Das reicht vom Leben in einer christlichen Wohngemeinschaft auf dem Campus des Priesterseminars bis zu gemeinschaftlichen Wohnformen außerhalb (z. B. Studenten-WG oder Pfarrhaus).

Studienstandort ist die Theologische Fakultät Trier, die sich auf dem Campus der Universität Trier befindet. Dort beginnt für die Seminaristen das fünfjährige Magisterstudium, das als zentraler Teil der Ausbildung die theologisch-philosophischen Grundlagen für den priesterlichen Dienst legt. Der wissenschaftliche Diskurs geschieht unter biblischer, historischer, systematischer und praktisch-theologischer Perspektive in Gemeinschaft mit angehenden Lehrkräften und Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Das vierwöchige Pfarrpraktikum gehört genauso zum Curriculum wie interdisziplinäre Veranstaltungen. In der Regel erfolgt die Beauftragung zum Lektorat im ersten Studiensemester.

Man sieht ein weißes Kreuz auf rotem Grund, recht daneben ein grauer Buchstabe F. Rechts daneben der Text: Theologische Fakultät Trier.

Theologische Fakultät Trier

Universitätsring 19
54296 Trier
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Außenstudium (5. bis 6. Semester)

Klippen über Wasser in Irland. Klippen über Wasser in Irland.

Im Anschluss an den ersten Seminar- und Studienabschnitt wählen die Seminaristen einen Ort im In- und Ausland, an dem sie ihr Studium für weitere zwei Semester fortsetzen werden.

In dieser Zeit leben und wohnen sie nicht in einem Priesterseminar, sondern organisieren ihren Lebensalltag und ihre Studien selbstständig.

Einige Beispiele für Studienstandorte im In- und Ausland: Augsburg, Berlin, Bochum, Erfurt, Freiburg, Fulda, München, Münster, Paderborn, Regensburg, Tübingen, Würzburg, Salzburg (Österreich), Wien (Österreich), Maynooth (Irland), Krakau (Polen), Rom (Italien), etc.

Zweiter Seminar- und Studienabschnitt (7. bis 10. Semester)

Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier Lesesaal der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier

Die Fortsetzung der Studien- und Seminarzeit nach dem Außenstudium kann an verschiedenen Standorten erfolgen und wird individuell vereinbart. Ziel dieses Abschnitts ist der erfolgreiche Abschluss des Studiums und der intensiveren Prüfung der priesterlichen Berufung.

In dieser Zeit finden auch Praktika in unterschiedlichen Seelsorgefeldern statt (z. B. Jugend-, Schul- und Krankenhausseelsorge), es erfolgt die Beauftragung zum Akolythendienst und, nach erfolgtem Studienabschluss, die Aufnahme unter die Weihekandidaten.

Priester werden ohne Abitur

Im überdiözesanen Studienhaus St. Lambert in Lantershofen bei Ahrweiler können Priesterkandidaten ohne Abitur einen theologischen Abschluss erlangen. Dieser sogenannte dritte Bildungsweg beruht auf der Überzeugung, dass Lebens- und Berufserfahrung das Abitur ersetzen können. Voraussetzungen sind die Vollendung des 25. Lebensjahres, sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Priesterkandidaten des Bistums Trier, für die dieser Weg in Frage kommt, leben und studieren dort gemeinsam mit Männern aus mehr als 20 deutschen Bistümern und verschiedenen Ordensgemeinschaften. Nach erfolgreichem Abschluss der Seminar- und Studienzeit in St. Lambert absolvieren die Männer die Berufseinführung gemeinsam mit den anderen Priesterkandidaten unseres Bistums.

Erster Ansprechpartner ist der Regens des Bischöfichen Priesterseminars Trier, der mit den Kandidaten diese Möglichkeit erörtert.

Man sieht einen weißen Kreis, der durch Linien in vier Teile gegliedert ist. Rechts daneben der Text: st. Lambert, Überdiözesanes Seminar zur Priesterausbildung, Burg Lantershofen

Studienhaus St. Lambert

Graf-Blankard-Str. 12-22
53501 Grafschaft-Lantershofen
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Symbolbild Beauftragung zum Lektorat

„Empfange das Buch der Heiligen Schrift.
Trage das Wort Gottes getreu und vernehmlich vor,
damit es in den Herzen der Menschen seine ganze Kraft entfalte.“

Beauftragungen

„Bevor jemandem […] der Diakonat als Vorstufe [der Priesterweihe] erteilt wird, muss er die Dienste des Lektors und des Akolythen übernommen und eine angemessene Zeit lang ausgeübt haben“ (c. 1035 § 1 CIC).

Die Beauftragungen stellen einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zum priesterlichen Dienst dar. Sie sind nicht bloße formale Akte, sondern geistliche Erfahrungen, die den Priesterkandidaten in seiner Beziehung zu Christus und der Kirche prägen. Die liturgischen Dienste führen dabei immer mehr in die späteren Aufgaben hinein.

Der Dienst des Lektors

Lektionar auf dem Ambo

„Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.“ (1 Petr 1,25)
Damit dieses Wort nicht nur bleibt, sondern auch zu den Menschen gelangt, braucht es jemanden, der es hörbar werden lässt.

Wer mit diesem Dienst beauftragt wird, soll sich hierzu in besonderer Weise selbst dem Wort Gottes öffnen und es im eigenen Leben immer mehr beherzigen:

Empfange das Buch der Heiligen Schrift. Trage das Wort Gottes getreu und vernehmlich vor, damit es in den Herzen der Menschen seine ganze Kraft entfalte.

Worte zur Überreichung des Lektionars

Der Dienst des Akolythen

Wein und Hostienschale

„Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6,51)
Damit dieses Brot des Lebens zu den Menschen gelangt, braucht es jemanden, der sich für die Aufgaben am Altar in Dienst nehmen lässt. Neben dem Priester und Diakon ist dies in besonderer Weise der Akolyth, der Diener und Helfer bei gottesdienstlichen Feiern ist.

Zu seinen Aufgaben gehört es, die Gaben von Brot und Wein zum Altar zu bringen und den Gläubigen den Leib und das Blut Christi zu reichen.

Um diesen Dienst zu übernehmen, soll er selbst immer tiefer in das Geheimnis der Eucharistie hineinwachsen, bezeugen „Die Kirche lebt von der Eucharistie“ (Papst Johannes Paul II.) und sein ganzes Leben daran ausrichten:

Empfange die Schale mit dem Brot und das Gefäß mit Wein für die Feier der Eucharistie. Lebe so, dass du würdig bist, beim Tisch des Herrn der Kirche zu dienen.

Worte zur Überreichung von Brot und Wein

Aufnahme unter die Kandidaten für das Weihesakrament (Admissio)

Admissio im Pontifikale

„Hier bin ich, sende mich!“ (Jes 6,8)
Wer als Diakon und Priester einen Dienst in der Kirche übernehmen wird, bereitet sich durch Studium und Ausbildung intensiv darauf vor und übt sich in ein Leben nach dem Evangelium ein.

Wird die Eignung des Bewerbers erkannt, wird er aufgerufen, seinen Entschluss vor der Kirche zu erklären.

Der Bewerber bringt mit seinem „Hier bin ich“ zum Ausdruck, dass er in den Dienst Gottes und der Menschen genommen werden will und verspricht, seine geistige und geistliche Vorbereitung fortzusetzen. Hierfür wird er unter die Kandidaten für die Diakonen- und Priesterweihe aufgenommen (Admissio = Zulassung):

Im Namen der Kirche nehme ich euren Entschluss voll Freude entgegen. Möge Gott selbst vollenden, was er in euch begonnen hat.

Worte zur Aufnahme unter die Weihekandidaten

Wer den Diakonat oder den Presbyterat anstrebt, darf erst geweiht werden, wenn er [...] durch den liturgischen Zulassungsritus unter die Kandidaten aufgenommen worden ist

C. 1034 § 1 CIC