Karl Borromäus
Das Trierer Priesterseminar hieß ursprünglich nach seinem Gründer Kurfürst Erzbischof Clemens Wenzeslaus „Clementinisches Priesterseminar“ und hatte als Patron den Hl. Papst Klemens I., der auch der Namenspatron des Erzbischofs war.
Nachdem das Seminar in der Französischen Revolution geschlossen und enteignet worden war, gelang es dem Bischof des neuen – französischen – Bistums Trier, Charles Mannay, auch durch seine guten Kontakte zu Napoleon, 1804 das Priesterseminar und seinen Besitz zurück zu erhalten. Am 17. November 1805 wurde es wieder eröffnet. Von nun an wird als Patron des Trierer Priesterseminars der Hl. Karl Borromäus angerufen. Sicher wird es bei der Wahl dieses Heiligen vor allem um dessen Verdienste in der Priesterausbildung gegangen sein. Gleichzeitig dürfte aber auch die Tradition des Hauses, den Namenspatron des Stifterbischofs zum Hauspatron zu wählen, eine Rolle gespielt haben.
Der hl. Karl Borromäus wurde am 2.10.1538 auf dem Schloss Arona am Lago Maggiore als Sohn des Grafen Gilberto B. und der Margarita de Medici, der Schwester des späteren Papstes Pius IV. geboren und starb am 3.11.1584 in Mailand. – B. erhielt bereits mit 12 Jahren die Tonsur und die Abtei St. Gratinian in Arona und studierte seit 1554 in Pavia die Rechte. Anfang 1560 berief Pius IV. seinen Neffen nach Rom und ernannte ihn innerhalb weniger Wochen zum apostolischen Protonotar und Referendar der Signaturen, zum Kardinaldiakon und Erzbischof von Mailand, zum Protektor der katholischen Kantone der Schweiz und Kardinalstaatssekretär.
Auf den Papst und die ganze Staats- und Kirchenpolitik gewann er den größten Einfluß. Als die Verwandten 1562 B. nach dem Tod seines einzigen kinderlosen Bruders zum Heiraten drängten, ließ er sich heimlich die Priesterweihe erteilen. Auf B.s Betreiben erfolgte am 18.1.1562 die Wiedereröffnung des Konzils von Trient, dessen Schlußsitzung am 3./4.12.1563 stattfand. Er drang erfolgreich auf möglichst scharfe Fassung der Disziplinar- und Glaubenssätze und ging mit allem Eifer an die Durchführung der Beschlüsse. Pius IV. beauftragte Ende 1563 mit der Ausarbeitung des vom Trienter Konzil beschlossenen Catechismus Romanus eine Kommission von vier Theologen, mit deren Aufsicht er seinen Neffen betraute.
Seit September 1565 residierte B. in Mailand; denn das Konzil von Trient hatte die Residenzpflicht der Bischöfe in ihren Sprengeln beschlossen. Fünf Provinzial- und elf Diözesansynoden hielt er ab. In seinem Bistum führte er die Gegenreformation durch. U.a. gründete er dazu mehrere Priesterseminare nach den Vorschriften des Trienter Konzils.
Ein Zeichen der dankbaren Verehrung, die sich B. durch seinen Heldenmut und seine opferbereite Hingabe während der furchtbaren Pest des Jahres 1576 erworben hat, ist die 15 m hohe eherne Bildsäule auf der Höhe über Arona. Paul V. sprach B. 1610 heilig. Sein Fest ist der 4. November.
In der Seminarkirche befindet sich seit 2012 rechts neben dem Altar im Chorraum eine vom Wittlicher Künstler Sebastian Langner gestaltete Figur des Heiligen.