Die Themen Liebe, Sex, Partnerschaft und Zölibat werden schon seit Jahrhunderten heiß diskutiert. Beginnen wir zunächst mit der Faktenlage: Im Codex Iuris Canonici, dem kirchlichen Gesetzbuch, kann man es in Canon 277 nachlesen: „Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelsreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Christus anhängen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können.“
Es gibt viele Diskussionen und auch manche Missverständisse zu diesem Thema. Aber:
- Wenn Jesus Sie zum Priester beruft, entscheiden Sie sich nicht für ein Leben mit weniger Liebe. Im Gegenteil: Sie wählen ein Leben voller Liebe.
- Jesus selbst hat zölibatär gelebt. Anders als etwas bei den Jüngern, berichtet die Bibel nicht davon, dass Jesus verheiratet war. Von ihm würden wir nicht behaupten, dass sein Leben von weniger Liebe erfüllt war oder er unglücklich lebte, oder? Sein Leben war ganz von der Liebe erfüllt, die ihm sein Vater schenkte, und die er an die Menschen weitergab.
- Der Zölibat bedeutet nicht, dass Sie alleine oder einsam leben. Gerade ein Priester braucht funktionierende Freundschaften. Er lebt für und mit den Menschen und deshalb in vielen Beziehungen.
- Der Zölibat bedeutet auch nicht, kein Vater zu sein. Vielmehr bedeutet es im tiefsten Sinn, Vater zu sein, wie Gott Vater ist. Ein Priester ist ein geistlicher Vater. Im Englischen kommt das gut zum Ausdruck, wenn die Geistlichen als „Father“ angesprochen werden.
Damit wird deutlich, dass die Lebensform des Zölibats nichts mit einem Junggesellendasein zu tun hat. Es ist das Leben Jesu. Der Priester soll in den Fußspuren Jesu gehen. Das bedeutet, so zu leben, wie Jesus selbst gelebt hat. Wenn Christus Sie zum Priestertum beruft, will er Sie ganz. Stellen Sie sich ihm ganz zur Verfügung, so wie er ganz für und mit dem Vater und für die Menschen gelebt hat. Denn „es wird nichts Großes für das Reich Gottes geboren, das nicht aus der Hingabe kommt“ (Hans Urs von Balthasar). In dieser Haltung wird der Zölibat ein selbstsprechendes und lebensgroßes Ausrufezeichen!
Das zölibatäre Leben bedarf allerdings – genau wie das Leben in der Ehe – der Pflege, d. h. die Pflege der Beziehung zu Jesus Christus. Und darauf wird man im Priesterseminar vorbereitet.